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Was ist Seigniorage?

7. April 2017

Bei diesem ungewöhnlich klingenden Wort geht es um etwas ganz Alltägliches, nämlich um Banknoten. Haben Sie sich je gefragt, woher diese eigentlich kommen? Die Euro-Banknoten werden von der Europäischen Zentralbank (EZB) entwickelt, in Druckereien hergestellt und dann in den Tresoren der nationalen Zentralbanken (NZBen) des Euro-Währungsgebiets aufbewahrt. Über Geschäftsbanken, die die Geldscheine zum Nennwert bei den Zentralbanken kaufen, gelangen die Banknoten zu den Menschen im Euroraum. Hierfür müssen die Banken sich entweder Geld bei der jeweiligen Zentralbank leihen oder sie überlassen ihr im Gegenzug einige Vermögenswerte. Die Notenbank erhält für das verliehene Geld Zinsen oder erzielt mit den erworbenen Vermögenswerten Gewinne – diese bezeichnet man als Seigniorage-Einkünfte.

In einer Währungsunion geht auch das Geld auf Reisen

Da Euro-Bargeld in allen Ländern des Euroraums uneingeschränkt verwendet werden kann, kann die Zahl der bei den verschiedenen NZBen registrierten Banknoten sehr unterschiedlich ausfallen. Sie könnte sogar null betragen oder negativ sein. Wenn beispielsweise ein Deutscher Urlaub auf Mallorca macht, nimmt er hierfür in der Regel Euro-Banknoten mit auf die Reise, die von der Deutschen Bundesbank ausgegeben wurde. Wenn er in Spanien Geld ausgibt, landen seine Banknoten letztlich bei der spanischen Zentralbank, der Banco de España. Die Ausgabe von Banknoten wird voll und ganz von der Nachfrage bestimmt. Dies bedeutet, dass die Banco de España nun dank der aus Deutschland mitgebrachten Geldscheine weniger Banknoten in Umlauf geben muss. Aus diesem Grund nehmen die Zentralbanken des Euroraums untereinander einen Ausgleich hinsichtlich der Beträge vor, die sie mit der Ausgabe von Euro-Geldscheinen erzielen.

Welche Rolle spielt die EZB hierbei?

Auch wenn die EZB selbst keine Euro-Banknoten ausgibt, wurde die Vereinbarung getroffen, dass ihr rechnerisch 8 % des Wertes aller im Euro-Währungsgebiet umlaufenden Geldscheine zugewiesen werden. Die NZBen geben die Geldscheine für die EZB in Verkehr, und die EZB erhält durch ihre Forderungen gegenüber den NZBen Seigniorage-Einkünfte für besagte 8 %.

Seit 2008 sind die Seigniorage-Einkünfte entsprechend den sinkenden Zinsen im Eurogebiet ebenfalls rückläufig. Derzeit stammt der Großteil der Gewinne der EZB aus anderen Einnahmequellen. Hier sind z. B. die aus dem Programm zum Ankauf von Vermögenswerten generierten Einkünfte zu nennen. Hier erfahren Sie, was mit den Gewinnen der EZB passiert.

Etymologischer Exkurs: Woher kommt das Wort Seigniorage?

Der Begriff „Seigniorage“ stammt aus der Zeit, als es noch Münzherren – sogenannte Seigneure – gab, die das Recht hatten, Münzen zu prägen. Heute sind im Euro-Währungsgebiet die nationalen Regierungen für die Münzprägung zuständig, während die Notenbanken für die Ausgabe von Geldscheinen verantwortlich sind.

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