- PRESSEMITTEILUNG
- 23. Januar 2020
EZB beginnt mit Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie
- Überprüfung umfasst quantitative Formulierung von Preisstabilität, geldpolitisches Instrumentarium, wirtschaftliche und monetäre Analyse sowie Kommunikationspolitik
- Weitere Überlegungen, beispielsweise zu Finanzstabilität, Beschäftigung und ökologischer Nachhaltigkeit, sind ebenfalls Teil der Überprüfung
- Überprüfung soll bis Jahresende abgeschlossen sein
- Überprüfung basiert auf gründlicher Analyse und Offenheit, alle Interessenträger sollen eingebunden werden
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat heute mit einer Überprüfung der geldpolitischen Strategie begonnen. Die geldpolitische Strategie wurde 1998 festgelegt, und einige Strategieelemente wurden 2003 präzisiert.
Die Wirtschaft des Euroraums und die Weltwirtschaft sind seit 2003 mit tief greifenden strukturellen Veränderungen konfrontiert. Der Rückgang des Trendwachstums aufgrund einer sich verlangsamenden Produktivität und der Bevölkerungsalterung sowie die Nachwirkungen der Finanzkrise haben zu einem niedrigeren Zinsniveau geführt. Letzteres verringert den Spielraum der EZB und anderer Zentralbanken mit Blick auf eine geldpolitische Lockerung über herkömmliche geldpolitische Instrumente bei ungünstigen Konjunkturentwicklungen. Zudem stellt uns eine niedrige Inflation vor andere Herausforderungen, als wir es aus historischer Perspektive von der Bewältigung hoher Inflation kennen. Die Bedrohung der Umwelt, die rasche Digitalisierung, die Globalisierung und sich wandelnde finanzielle Strukturen haben das Umfeld, in dem die Geldpolitik agiert, sowie die Dynamik der Inflation weiter verändert.
Angesichts dieser Herausforderungen hat der EZB-Rat beschlossen, unter uneingeschränkter Achtung des im Vertrag verankerten Preisstabilitätsmandats der EZB mit einer Überprüfung der geldpolitischen Strategie zu beginnen.
„Unsere Volkswirtschaften erleben einen tief greifenden Wandel. Es ist Zeit für eine Strategieüberprüfung, damit wir unser Mandat im Interesse der Europäerinnen und Europäer erfüllen können“, so EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Der EZB-Rat wird im Zuge einer Bestandsaufnahme prüfen, wie die Erfüllung des im Vertrag verankerten Mandats der EZB über die Jahre hinweg durch die geldpolitische Strategie unterstützt wurde und ob Strategieelemente angepasst werden müssen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf der quantitativen Formulierung von Preisstabilität und den Ansätzen und Instrumenten liegen, mit denen Preisstabilität erreicht wird. Teil der Überprüfung wird auch die Frage sein, wie andere Überlegungen, beispielsweise zu Finanzstabilität, Beschäftigung und ökologischer Nachhaltigkeit, bei der Erfüllung des Mandats der EZB von Bedeutung sein können. Der EZB-Rat wird die Wirksamkeit und die möglichen Nebenwirkungen des in den vergangenen zehn Jahren entwickelten geldpolitischen Instrumentariums überprüfen. Er wird untersuchen, wie die wirtschaftliche und monetäre Analyse, auf der die Beurteilung von Preisstabilitätsrisiken durch die EZB basiert, aktualisiert werden sollte – auch angesichts bestehender und neuer Entwicklungen. Schließlich wird er seine Kommunikationspolitik einer Überprüfung unterziehen.
Der Prozess soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Der EZB-Rat wird sich von zwei Grundsätzen leiten lassen: einer gründlichen Analyse und Offenheit. Das Eurosystem wird dementsprechend die Zusammenarbeit mit allen Interessenträgern suchen.
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