Die Geldpolitik, die Finanzstabilität und die Strategieüberprüfung
Unsere Aufgabe ist es, für stabile Preise zu sorgen. Wir wissen, dass ein stabiles Finanzsystem der Preisstabilität zugutekommt. Umgekehrt profitiert das Finanzsystem von stabilen Preisen, da Privatpersonen und Unternehmen besser planen und investieren können, wenn sie wissen, dass sich die Preise im Laufe der Zeit nicht wesentlich ändern. Deshalb spielen Informationen über die Stabilität des Finanzsystems bei unseren Analysen und Entscheidungen eine große Rolle.
Warum war die Finanzstabilität Gegenstand unserer Strategieüberprüfung?
Die wichtige Rolle des Finanzsystems
Das Finanzsystem ist ein zentraler Bestandteil unserer Wirtschaft. Es umfasst beispielsweise Banken, Versicherungsgesellschaften und Finanzmärkte. Mithilfe des Finanzsystems wird das Geld dorthin geleitet, wo es gerade benötigt wird. Damit diese wesentliche Funktion gut funktioniert, brauchen wir ein stabiles Finanzsystem. Die Verantwortung dafür liegt zwar maßgeblich bei anderen Behörden, aber auch die EZB hat die Stabilität des Finanzsystems fest im Blick.
Finanzstabilität ist gut für die Preisstabilität und umgekehrt
Unsere Aufgabe ist es, für stabile Preise zu sorgen. Wir erfüllen diese Aufgabe mithilfe unserer geldpolitischen Impulse, die über das Finanzsystem weitergegeben werden. Sie wirken besser, wenn die Banken robust sind und die Märkte reibungslos funktionieren. In Zeiten finanzieller Instabilität ist es für uns schwieriger, für Preisstabilität zu sorgen. Preisstabilität ist für das Finanzsystem von Vorteil. Menschen und Unternehmen können besser planen und investieren, wenn sie wissen, dass die Preise sich im Laufe der Zeit nicht wesentlich ändern werden.
Die Auswirkungen der Finanzkrise von 2008
Die Finanzkrise von 2008 hat uns die Bedeutung eines stabilen Finanzsystems vor Augen geführt. In der Krise war der Geldkreislauf in der Wirtschaft ins Stocken geraten. Die Finanzmärkte gerieten in starke Schieflage. Es war äußerst schwierig, einen Kredit zu bekommen, worunter die privaten Haushalte und die Unternehmen sehr zu leiden hatten. Um die Preise stabil zu halten, haben wir unsere Zinssätze gesenkt und neue geldpolitische Instrumente eingeführt. Zusammen mit den Maßnahmen anderer Entscheidungsträger hat dies dazu beigetragen, der Wirtschaft und dem Finanzsystem wieder auf die Beine zu helfen.
Welchen Einfluss hat die Geldpolitik auf das Finanzsystem?
Durch Anpassung unserer Zinssätze können wir die Preise beeinflussen
Geldpolitische Impulse werden über das Finanzsystem an die Menschen, Unternehmen und Staaten weitergegeben. Über die Anpassung unserer Zinssätze können wir Einfluss auf die Kosten nehmen, die private Haushalte und Unternehmen für einen Bankkredit zahlen müssen. Von diesen Kreditkosten hängt wiederum ab, wie viel Geld die Menschen und die Unternehmen ausgeben und investieren. Und das hat schließlich einen Einfluss auf die Preise in der Volkswirtschaft.
Sehr niedriges Zinsniveau und Finanzstabilität
Manchmal zeigt die Wechselwirkung zwischen Finanzsystem und Geldpolitik unerwünschte Nebeneffekte. Dies lässt sich gut am Beispiel des äußerst niedrigen Zinsniveaus erläutern. Sehr niedrige Zinsen tragen in wirtschaftlich schwachen Zeiten dazu bei, die Preise stabil zu halten. So wie in den letzten Jahren. Bleiben die Zinsen aber zu lange auf zu niedrigem Niveau, leidet die Finanzstabilität möglicherweise unter unbeabsichtigten Nebenwirkungen.
Sehr niedrige Zinsen könnten Privatpersonen und Unternehmen dazu verleiten, mehr Schulden aufzunehmen als sie bedienen können. Die Banken würden an der Vergabe von Krediten nicht so viel verdienen. Sparer würden kaum noch Erträge bekommen. Und die Risikobereitschaft von Privatpersonen und Unternehmen könnte steigen. All dies kann die Stabilität des Finanzsystems gefährden.
Wir behalten Nebenwirkungen im Blick
Wir achten auf etwaige unerwünschte Nebenwirkungen unserer Geldpolitik. In erster Linie wirken die Regeln anderer Behörden diesen Begleiterscheinungen entgegen. Aber auch wir justieren einige unserer Instrumente, um sie einzudämmen.
Unter dem Strich sind die unerwünschten Nebenwirkungen durch die positiven Effekte ausgeglichen worden. Banken dürften mit der Kreditvergabe zwar gegenwärtig weniger Geld verdienen, gleichzeitig profitieren sie aber auch von unserer Geldpolitik, weil diese die Wirtschaft stabilisiert. So behalten die Menschen ihre Arbeit, können ihre Kredite an die Banken zurückzahlen oder neue aufnehmen.
Wie sollen wir die Bedeutung der Finanzstabilität berücksichtigen?
Regeln sind der erste Schutzwall
Es liegt in der Verantwortung anderer Behörden, für die Finanzstabilität im Euroraum zu sorgen. Deren Regeln zur Förderung eines stabileren Finanzsystems sind der erste Schutzwall gegen eine neue Finanzkrise.
Zwei Seiten derselben Medaille
Aber es gibt auch gute Gründe, die Finanzstabilität in unseren geldpolitischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Denn Finanzkrisen können die Preisstabilität gefährden. Finanzstabilität und Preisstabilität sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir müssen stets beide Seiten im Blick behalten. Informationen über das Finanzsystem werden daher bei unseren Analysen und Entscheidungen immer eine wichtige Rolle spielen.
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